Überall ist die Rede vom New Normal, Remote- und Hybrid-Working. Was Anfangs noch als Last und Mittel zum Zweck gesehen wurde, war schon vor der Pandemie Realität in einigen Großbetrieben in Deutschland, Europa und der Welt. Die Pandemie hat diese Entwicklung wie wir wissen beschleunigt und weiter getrieben, als es sich auch Experten ausgemalt hatten.
Gerade Tech-Unternehmen waren zu Beginn der Pandemie teilweise sehr schnell dabei, ihre Mitarbeiter ins ins Home Office zu schicken und siehe da: die Produktivität blieb gleich oder stieg in manchen Fällen sogar. Einige Mitarbeiter wollen gar nicht mehr zurück ins Büro. Fahrtzeiten, Ablenkung im Büro, die Freiheit sich seinen Tag (und seine Klamotte…) so zu gestalten wie es für einen selbst passt waren und sind gute Gründe dafür.
Aber gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen und in eher konservativen Unternehmen sind die Skepsis und Ablehnung der Führungskräfte und der Belegschaft noch groß.
Ich hatte vor Kurzem zum Beispiel eine längere Unterhaltung über dieses Thema mit einer Führungskraft aus einer Anwaltskanzlei und ihre Meinung war glasklar: Man bekommt zu hause nichts geschafft, Leute die freiwillig von zu hause arbeiten sind faul und bekommen auch nichts von dem mit was in der Firma vor sich geht.
Obwohl längst bewiesen, wie produktiv man im Homeoffice sein kann, bleiben also Vorurteile und Misstrauen bestehen, dass Mitarbeiter im häuslichen Umfeld mit allen anderen Dingen beschäftigt sind als ihrer Arbeit nachzugehen. Ein weiteres Argument, dass immer wieder genannt wird, ist der Faktor, dass die Kolleginnen im Home Office von den Geschehnissen im Büro abgehängt werden und man mit zu viel remote einen Haufen herrenloser Satelliten schafft, die fernab des Mutterschiffs in ihrer eigenen Umlaufbahn herumschwirren. Eine Gemeinschaft, ein Teamspirit kann so nicht entstehen. Sicherlich ist das ein Punkt, den man nicht vernachlässigen darf und der einen anderen Umgang miteinander erfordert. Die Kommunikation unter den Mitarbeitern benötigt andere Räume und Möglichkeiten, wenn die Arbeit dezentral erledigt wird. Ein zufälliges Treffen an der Kaffeemaschine gibt es nicht mehr und auch die Raucher erfahren vor der Tür nicht mehr den neuesten Tratsch aus der Nachbarabteilung.
Das muss berücksichtigt werden und stellt Mitarbeiter, Führungskräfte und Geschäftsleitung vor neue Herausforderungen. Dennoch: Gut vorbereitet kann das “New Normal” vom notwendigen “have-to” zum echten Benefit für die Mitarbeiter werden. Dafür sind jedoch einige Voraussetzungen zu erfüllen.
Es beginnt dabei bei der Software die das Unternehmen anbieten muss, damit hybrides Arbeiten möglich wird. Wer nur auf Telefon und E-Mail zurückgreifen kann, ist als Mitarbeiter außerhalb der heiligen Büroräume seiner Firma aufgeschmissen. Es gibt so viele herrliche Tools, die die Zusammenarbeit auf Distanz vereinfachen. Dazu gehört zum Beispiel das teilen und gemeinsame bearbeiten von Dokumenten (Google Drive mit seinen Applikationen ist zum Beispiel eine wunderbare Option). Auch Video Calls müssen natürlich ebenso möglich sein wie Chats zwischen den Mitarbeitern. Gerade Chat Applikationen geben den Mitarbeitern die Spontanität einfach mal mal “Hallo” sagen und Neuigkeiten austauschen zu können. Auch haben die meisten dieser Messenger Dienste eine Option den Chat in einen Video Call umzuwandeln.
Ich höre oftmals, dass Online Meetings nur halbherzig wahrgenommen werden und man dabei endlich mal Zeit zum arbeiten hat. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass Online Meetings mit mehreren Personen höchst effektiv sein können, mindestens ebenso effektiv wie Präsenzmeetings. Neben der Führung des Meetings sind klare Housekeeping Regeln für mich der springende Punkt. Dabei ist neben den Faktoren Mikrofon (ich schalte mich stumm, wenn ich nichts zu sagen habe) und einander nicht ins Wort zu fallen besonders wichtig, dass alle Teilnehmer eines Meetings ihre Kamera eingeschaltet haben. Zu groß ist die Versuchung innerhalb eines Meetings doch mal schnell eine E-Mail zu beantworten, die Shoppingliste zu bearbeiten oder ein Handyspiel zu spielen. Außerdem wollen meine Kolleginnen und Kollegen ja nicht nur mich sehen, sondern auch, wie es bei mir zuhause aussieht. Die eingeschaltete Kamera sorgt dafür, dass ich am Ball bleibe und für möglichen Gesprächsstoff. Also, IMMER die Kamera an!
Die Zusammenarbeit auf Distanz funktioniert allerdings nicht wie vor Ort im Büro. Gerade für den Vorgesetzten ist es hier wichtig, dass er Räume schafft und diese auch selbst nutzt. Den Messenger also auch selbst mal für einen kurzen privaten Check-In nutzt oder sich in den Teammeetings Zeit für ein Warm-up einplant. Hier ist Vorbereitung gefragt und es geht darum gute Ideen tatsächlich durchzuziehen (z.B. Weihnachtsgeschenke an Teammitglieder zu versenden oder Geburtstage gebührend zu feiern). Der Fantasie werden hier kaum Grenzen gesetzt. Ich habe schon Meditations Sessions, Fitnesstrainings und ein Pub Quiz online gemacht - während der Arbeitszeit versteht sich. Keine Zeit dafür? Natürlich nicht, wir haben alle keine Zeit, aber die Zeit, die dafür genommen wird, zahlt der Mitarbeiter doppelt und dreifach zurück. Garantiert.
Online ist vieles machbar, manches muss allerdings anders angegangen werden als Face-2-Face. Die Möglichkeiten sind riesig. Eines ist allerdings ganz wichtig zu wissen: Hinter dem Bildschirm menschelt es und auch wenn es möglich ist auch (Arbeits-)beziehungen über Distanz aufzubauen und zu vertiefen, sollte man sporadische persönliche Treffen möglich machen, auch wenn es die Entfernung vielleicht nicht so häufig zulässt.
Sie wollen Ihr Team auch von zuhause sicher führen und weiterentwickeln? Ich helfe Ihnen dabei. Kontaktieren Sie mich gerne.
Bình luận